Anleitung für stapelweise Skalierung und JPEG-Kompression mit Hilfe von XnView
Hinweis: Die alte Version dieser Anleitung, die auf IrfanView basiert, finden Sie bei Bedarf hier.
Die praktischste und schnellste Art, Digitalfotos zur Belichtung zu schicken, ist der Weg über das Internet. Wenn der Datenversand via DSL zu langsam erscheint, liegt dies daran, dass unnötig große Dateien verschickt werden. Viele Nutzer schicken ihre Bilder in voller Kameraauflösung zur Belichtung, aber bei Bestellung kleinerer Bildformate bedeutet dies den Daten-Overkill.
Die Bestellsoftware mancher Belichtungsdienste reduziert die Auflösung ungefragt von sich aus; Tests haben gezeigt, dass hierbei nur eine bilineare Skalierungsmethode angewendet wird, die zwar schnell ist, aber qualitativ zu wünschen übrig lässt. Besser ist es daher, die Fotos vor der Datenübertragung selbst auf eine vernünftige Größe zu bringen. Auf dieser Seite will ich einen Weg zeigen, dies auch mit einer größeren Anzahl Bilder zügig zu erledigen.
Die beschriebene Methode habe ich selber schon oft erfolgreich angewendet. Meine bisher größte Bilderbestellung umfasste mehr als 400 Motive. Ich darf also getrost behaupten, dass das Verfahren praxiserprobt ist.
Das verwendete Bildbetrachtungsprogramm XnView ist eine vielseitige Software und für private Nutzung sogar kostenlos, aber die Bedienung ist leider nicht sehr übersichtlich und die deutschsprachige Dokumentation mager. Wenn Sie noch wenig Erfahrung mit dem Programm haben, halten Sie sich möglichst genau an die Anleitung.
Falls Sie XnView noch nicht auf Ihrem Rechner haben, laden Sie sich bitte hier die deutsche Version herunter und installieren sie.
Zur besseren Übersicht schlage ich folgende Vorgehensweise vor: Erstellen Sie zu jedem neuen Ausbelichtungsauftrag ein neues Verzeichnis sowie darin ein Unterverzeichnis. Ins Hauptverzeichnis kopieren Sie alle Bilder, die Sie auf Papier belichten lassen wollen; ins Unterverzeichnis kommen später die stapelweise verkleinerten Versionen. Ob Sie für die Vorauswahl XnView oder lieber eine andere Software verwenden, bleibt Ihnen überlassen.
Ausgangsmaterial für die Stapelverarbeitung mit XnView sollten immer fertige Bilder sein (z. B. im TIFF- oder JPEG-Format).
Kamera-Rohformate sollten vorher mit einem gutem RAW-Konverter als JPEG oder TIFF gespeichert werden; zwar kann XnView die Rohdaten zur Not auch selber interpretieren, aber die Qualität lässt dann sehr zu wünschen übrig.
Da XnView Farbmanagement beherrscht, ist es prinzipiell egal, in welchem Farbraum die Ausgangsdateien vorliegen.
Dieser Schritt ist optional. Wenn Sie die originalen Dateinamen beibehalten möchten, können Sie gleich zum nächsten Abschnitt übergehen.
Die meisten Belichtungsdienste drucken auf die Rückseiten der Bilder den jeweiligen Dateinamen. Das ist eine gute Sache, weil es eine spätere Zuordnung ermöglicht (z. B. wenn jemand das Bild nachbestellen möchte).
Allerdings kann es Gründe geben, warum man den Empfängern der Papierbilder die originalen Dateinamen und -nummerierungen nicht preisgeben möchte. Zudem ist der Druck des Dateinamens eine gute Gelegenheit, erwünschte Zusatzinformationen auf die Bildrückseite zu bekommen. In solchen Fällen empfiehlt es sich, die für die Ausbelichtung in ein Extraverzeichnis kopierten Bilddateien umzubenennen. XnView bietet hierfür eine Stapelfunktion, so dass Sie nicht jedes Bild von Hand umbenennen müssen.
Öffnen Sie in XnView das Verzeichnis mit den Bildern, die Sie für die Belichtung ausgesucht haben und markieren Sie darin alle Bilder (Ctrl+A). Dann wählen Sie aus dem Menü
:Unter
Im obigen Screenshot wurde viermal das Zeichen # benutzt; es steht für eine automatische neue Nummerierung mit vier Stellen.
Statt einer Nummerierung könnten Sie aus der Einfügen-Liste z. B. wählen. Dann besteht der neue Dateiname aus Datum und Uhrzeit der Aufnahme. In ähnlicher Weise können Sie andere EXIF- oder IPTC-Daten zum Dateinamen oder Teil des Dateinamens machen.
Statt eines Dateinamen-Musters können Sie die Funktion
verwenden. Das ist immer dann sinnvoll, wenn Sie einen Teil des ursprünglichen Dateinamens weiterverwenden wollen. Im obigen Beispiel könnte man z. B. die von der Kamera vergebene Buchstabenkombination "DSC_" durch etwas Anderes ersetzen oder entfernen, während die Nummern der Originaldatei erhalten bleiben.Die untere Hälfte des Fensters
Darüber gibt es noch das Feld , in dem die Reihenfolge der Dateien für die Umbenennung geändert werden kann. (Diese Reihenfolge ist nur dann relevant, wenn Sie mit der Variablen # eine neue Nummerierung vergeben.) Falls Sie Bilder aus mehreren Kameras verarbeiten, empfehle ich hier den Eintrag "EXIF-Datum"; so wird sichergestellt, dass die Bilder in der wahren Reihenfolge der Aufnahme neu durchnummeriert werden. (Das klappt natürlich nur exakt, wenn Datum und Uhrzeit an beiden Kameras identisch eingestellt waren.)
Ferner können Sie manuell in die Reihenfolge eingreifen, indem Sie Bilder in der Liste markieren und mit den Pfeil-Schaltern rauf oder runter schieben.
Wenn Sie alle Einstellungen gemacht haben und die Vorschau der neuen Dateinamen Ihren Wünschen entspricht, klicken Sie auf
.Gehen Sie ins Menü
:Stellen Sie dort die
, und können Sie auf Standardwerten stehen lassen.
Die angebotenen Optionskästchen dürfen Sie alle deaktivieren. Einzige Ausnahme könnte sein; das ist wichtig, falls Sie bei einem Labor ausbelichten lassen, das Farbmanagement unterstützt.
Klicken Sie auf ; die JPEG-Einstellungen werden dadurch dauerhaft gespeichert und brauchen später nicht ständig neu eingestellt werden.
Wenn Sie ICC-Farbmanagement für die Monitordarstellung nutzen möchten, gehen Sie zusätzlich ins Menü
. Aktivieren Sie das Kästchen und wählen Sie in der Zeile darunter Ihr aktuelles Monitorprofil. Als (d. h. mit dem profillose Dateien interpretiert werden) sollten Sie sRGB wählen. Als empfehle ich "Relativ farbmetrisch".Rufen Sie übers Menü
auf. Es öffnet sich das Fenster mit der Karteikarte :Über
können Sie nun die gewünschten Dateien laden. (Alternativ hätten Sie auch schon vor Aufruf des Stapelverarbeitungs-Fensters die gewünschten Bilder im Bilderbrowser markieren können.)Unter
wählen Sie das Unterverzeichnis, in das die fertig skalierten Bildversionen kommen sollen. Unter wählen Sie . Die ganzen Optionskästchen unter können deaktiviert bleiben.Wählen Sie nun die Karteikarte
:An dieser Stelle können Sie eine Vielzahl von Bearbeitungsschritten und deren Reihenfolge festlegen. Für unseren konkreten Zweck beschränken wir uns allerdings auf ganz wenige:
Skalierung
Suchen Sie in der Liste den Eintrag und klicken Sie auf .
Sie sehen in der rechten Hälfte des Fensters nun den aktivierten Eintrag und darunter die .
Geben Sie hier als Höhe jeweils die Pixelzahl ein, die die kürzere Seite der Bilder bekommen soll. (Den Pixelwert entnehmen Sie bitte meiner untenstehenden Tabelle.)
Als Breite geben Sie eine absurd hohe Zahl ein, z. B. 9999. (Hier muss einfach eine große Zahl stehen, damit die Bildbreite nicht beschnitten wird; die tatsächliche Bildbreite wird später automatisch durch das Seitenverhältnis bestimmt.)
Aktivieren Sie die Kästchen und . Das Kästchen muss hingegen deaktiviert bleiben. Die Kästchen brauchen wir auch nicht.
Duch diese Einstellungen ist gewährleistet, dass alle verarbeiteten Bilder, unabhängig von Seitenverhältnis und Ausrichtung, eine einheitliche Pixelbreite an der kürzeren Seite bekommen.
bestimmt die Skalierungsmethode. "Lanczos" ist hier die qualitativ beste Wahl.
Empfohlene Pixelhöhen für verschiedene Ausgabeformate (ergibt jeweils ungefähr 250 ppi)
Unter "10er-Format" versteht man z. B. 10 x 13 oder 10 x 15 cm (je nach Seitenverhältnis der Bilder) |
|||||
Ausgabeformat | 9er | 10er | 13er | 15er | 20er |
Pixelzahl für "Höhe" | 900 | 1000 | 1300 | 1500 | 2000 |
Scharfzeichnung (optional)
Wenn die Ausgangsbilder scharf sind, liefert die Lanczos-Skalierungsmethode ein ordentliches Ergebnis, das keiner Nachschärfung bedarf.
Falls Sie gern eine noch knackigere Schärfe möchten, oder falls Ihr bevorzugtes Labor zu einer eher weichen Wiedergabe neigt, können Sie jedoch eine zusätzliche Scharfzeichnung festlegen. Wählen Sie hierzu aus der Liste der Umwandlungen
und klicken Sie auf . Welche Stärke (von 1 bis 100) Sie einstellen, müssen Sie vorab ausprobieren.Farbraum-Konvertierung (optional)
Wenn Sie Bilder in einem anderen Farbraum als sRGB erstellt haben und an ein Labor schicken wollen, das nur sRGB verarbeitet, können Sie eine Konvertierung einstellen. Wählen Sie hierzu aus der Liste der Umwandlungen und klicken Sie auf .
Quell- und Zielprofil müssen Sie nicht einstellen, da XnView bereits standardmäßig das eingebettete Profil der Datei als Quellprofil und sRGB als Zielprofil verwendet.
Als empfiehlt sich "relativ farbmetrisch", und das Kästchen sollte angekreuzt werden.
Hinweis zur Reihenfolge der Bearbeitungen: Um bestmögliche Qualität zu erzielen, sollte eine Farbraumkonvertierung schon vor der Skalierung erfolgen. Die Scharfzeichnung sollte hingegen der letzte Schritt sein.
Schieben Sie also ggfs. den Eintrag "ICC-Farbkonvertierung" in der Liste der gewählten Umwandlungen mit Hilfe der Pfeilsymbole ganz nach oben und den Eintrag "Schärfe" ganz nach unten.
Wenn alle Einstellungen gemacht sind, klicken Sie auf
. XnView beginnt dann mit der Stapelverarbeitung und zeigt den Fortschritt als Balken an.Am Ende sollten die fertig bearbeiteten Bilder im gewählten Unterverzeichnis liegen.
Ziel ist, die Dateigröße gerade so stark zu reduzieren, dass die Qualität des fertig ausbelichteten Fotos noch nicht sichtbar schlechter ist als eine Ausbelichtung der Originaldatei. Ob man eher eine hohe Auflösung belassen und stark komprimieren soll, oder ob man lieber die Auflösung stark reduzieren und dann nur leicht komprimieren soll, ist auch eine Glaubensfrage.
Ich habe umfangreiche Tests sowohl mit Bildauflösungen als auch mit JPEG-Kompressionsstufen durchgeführt. Das Ergebnis in Kurzform: Eine Auflösung von 250 ppi (bezogen aufs bestellte Bildformat) reicht in jedem Fall aus. Ich kann dann mit bloßem Auge keinen Unterschied mehr zu jenen Bildern feststellen, die in Originalauflösung (z. B. 500 ppi bezogen aufs Bildformat) verschickt wurden. (Hier finden Sie den umfassenden Vergleich.) Dabei spielt es keine Rolle, ob der Belichter intern mit 300 ppi arbeitet (Fuji) oder mit 400 ppi (Agfa). Da die Dateien in der Belichtungsmaschine ohnehin nochmal skaliert werden, braucht man auf die native Auflösung des Belichters nicht zu achten.
250 ppi lässt sich einfach merken, denn es entspricht rund 100 Pixeln pro Zentimeter.
Also wenn man z. B. ein Bild in 10 x 15 cm Größe belichten lassen möchte, muss die Bilddatei ungefähr 1000 x 1500 Pixel groß sein.
Grundsätzlich sind bei einer niedrigen Auflösung die JPEG-Artefakte eher zu sehen als bei hohen Auflösungen; daher muss nach der Auflösungsreduzierung die JPEG-Kompression mit Bedacht durchgeführt werden. Mein JPEG-Kompressionstest hat gezeigt, dass 90 % gut genug ist; mit 80 % habe ich dagegen noch Bildfehler festgestellt.
Wie deutlich JPEG-Artefakte tatsächlich im Bild sichtbar werden, hängt auch von der Arbeitsweise des Labors/Belichtungsdienstes ab. Bei guten Belichtungsdiensten kann man die Wirkung der JPEG-Kompression am Monitor voraussagen: Wenn in 100 % Darstellungsgröße keine störenden Artefakte auftreten, wird man auch auf einer 250-ppi-Belichtung keine sehen.
Anders sieht es aus, wenn der Belichtungsdienst stark scharfzeichnet; dann können plötzlich Artefakte deutlich sichtbar werden, die am Monitor noch ganz unauffällig waren (vergl. Scan zweier Ausbelichtungen).
Generell rate ich von Belichtungsdiensten ab, die die Bilddaten nachschärfen oder anderweitig verändern. Wer als Fotograf eine starke Scharfzeichnung oder eine Farbkorrektur wünscht, kann diese jederzeit selbst durchführen; der Belichtungsdienst sollte neutral arbeiten.
Aus eigener Erfahrung empfehlen kann ich Saal-Digital, Fotocommunity Prints und 24h-Bildexpress. Aus eigener Erfahrung abraten muss ich von Drogerie-Müller, Schlecker und Aldi-Fotos; diese Anbieter liefern nicht generell schlechte Qualität (viele Anwender sind sogar begeistert), aber sie greifen für meinen Geschmack zu stark ins Ergebnis ein.
Nehmen wir an, unsere Bestellung umfasst 50 verschiedene Motive im Format 10 x 15 cm. JPEGs aus einer 12-Megapixel-Kamera in bester Qualitätseinstellung liegen unbearbeitet bei rund 5 MB. Für die Gesamtbestellung wären das bereits 250 MB.
Wenn Sie Ihre Bilder nach obiger Anleitung vorbereiten, kommen Fotos im 10er-Format im Schnitt auf 420 kB, was dann insgesamt eine zu übertragende Datenmenge von 20,5 MB ergibt, also weniger als ein Zehntel der Originalgröße. Das Hochladen von 20,5 MB dauert mit DSL-2000 (Upstream 192 kbps) rund 15 Minuten. Mit DSL-6000 (Upstream 576 kbps) sind es nur noch 5 Minuten.
Diese Rechnung ist nur ein Beispiel. Bei größeren Bestellungen und größeren Bildformaten steigt natürlich die Übertragungszeit. Allerdings wird man kaum an die Grenze stoßen, wo der Postversand einer CD-R praktischer oder gar schneller wäre.
Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: August 2010
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